natural care • care of nature

But Science – Teil 2: Studienlage und die Bedeutung von Transparenz in der Kosmetikbranche

Im ersten Teil dieser kleinen Wissenschafts-Serie haben wir uns mit dem Dilemma der Wissenschaft und auch mit unserer Verantwortung als Konsumenten auseinandergesetzt. In diesem Blogpost möchten wir uns anschauen, wie die Studienlage im Bereich Naturkosmetik konkret aussieht.

Wie bereits im ersten Teil angedeutet, ist die Kosmetikbranche in Sachen evidenzbasierte (also auf empirische Belege gestützte) Wissenschaft nicht gerade ein Pionier. Gut durchgeführte Studien (wie zum Beispiel sog. placebokontrollierte Doppelblindstudien) sind in der Kosmetikbranche nur die Ausnahme. Dermatologische Untersuchungen und Verträglichkeitstests von Kosmetika sind zwar üblich, über die Qualität der Produkte und ob sie wirklich halten, was sie versprechen, sagt dies jedoch meist nichts aus. Tatsächlich ist es sogar sehr schwierig, herauszufinden, wieviel und welche Forschung hinter bestimmten Kosmetika steckt, denn Transparenz stellt für die meisten Hersteller leider keine Priorität dar.

Statistische Aussagekraft gering

Natürlich dürfte jedem klar sein, dass die Aussagekraft einer Studie mit der Größe der Probandengruppe wächst. Dennoch entdeckt man bei genauerem Hinsehen, dass Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Kosmetikprodukten oft nur an einer sehr kleinen Testgruppe durchgeführt werden, was die Fehleranfälligkeit erhöht und letztlich keine oder nur eine geringe statistische Aussagekraft hat. Während Medikamente erst zugelassen werden dürfen, nachdem sie an mehreren hundert Probanden auf Wirksamkeit und Verträglichkeit getestet worden sind, ist dies bei Kosmetika nicht der Fall. Dabei gilt alles, was nachhaltig im Körper wirkt, als Medikament und unterliegt damit diesen strengen Auflagen. Wie „leer“ aus diesem Grund viele der Wirkversprechen von Kosmetikprodukten sein müssen, kann man erahnen.

Wahrscheinlich ist nur wenigen wirklich bewusst, dass hinter Aussagen wie „dermatologisch getestet“ und „auf Hautverträglichkeit geprüft“ keine geschützten Formulierungen stehen und die Durchführung und Umsetzung solcher Untersuchungen beliebig sind. Tatsächlich kann eine „Verträglichkeits-Studie“ zum Beispiel lediglich 10 Personen des gleichen Geschlechts, ähnlichen Alters und Hauttyps umfassen und ist damit natürlich nicht repräsentativ.

„Glaube keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast“

So könnte eine Variante des bekannten Sprichworts lauten, um Licht auf eine weitere Herausforderung im Hinblick auf sie wissenschaftliche Studienlage in der Kosmetikbranche zu werfen. Nicht nur ist die Studienlage dünn, auch entstehen Studien oft in enger Symbiose mit den Herstellern.

Es gibt in der Kosmetikbranche eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung, in der viele Studien entstehen. Interessenkonflikte, die z.B. durch die Nähe zwischen dem Financier einer Studie, Hersteller und Prüfinstitution entstehen, können natürlich Einfluss auf die Studienergebnisse haben. Im schwierigsten Fall sind nämlich alle drei ein und dieselbe Partei.

Die Frage, die man sich also immer stellen sollte: Wie unabhängig sind die Studien, die den Wirk- und Werbeversprechen zugrunde liegen, wirklich?

Wenn ein großer Kosmetikhersteller eigene Studien über die Wirksamkeit seiner Produkte zur Fremdprüfung weitergibt und diese selbst finanziert oder sie gar in den eigenen Laboren durchführt, darf und sollte man diese natürlich genauso prüfen wie jede andere Studie. Blindes Vertrauen (auch in Hersteller von Naturkosmetik) war gestern - Eigenverantwortung ist heute.

Die Herausforderung der subjektiven Wahrnehmung

Viele Studien nehmen nur die subjektive Wahrnehmung der Probanden in den Fokus und schaffen damit ein weiteres Problem - nämlich die Überprüfbarkeit und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. Diese stellen jedoch wesentliche wissenschaftliche Gütekriterien für die Seriosität und Aussagekraft von Untersuchungen dar.

Wenn der Hersteller einer Gesichtscreme z.B. damit wirbt, dass „90% der TesterInnen“ angaben, ihre Haut habe sich nach Anwendung „weicher“ oder „belebter“ angefühlt, so erfüllt dieses Ergebnis grundlegende wissenschaftliche Standards nicht, denn es handelt sich hierbei um Sinneserfahrungen, die individuell und nicht nachprüfbar sind.

Wir glauben dennoch, dass der Auswertung solcher individueller Sinneserfahrungen bzw. sogenannter Indizienargumente (also sich auf das eigene Erfahrungswissen zu verlassen) gerade in unserer Branche nicht zu verachtende Bedeutung zukommt. Besonders beim Thema Wirksamkeit von Kosmetik sollten sie definitiv berücksichtigt werden. Aufgrund unserer Unterschiedlichkeit (der unserer Haut, unserer Bedürfnisse und unserer Wahrnehmung)  bleibt es nicht aus, dass es bei der Anwendung von Kosmetika sogar Situationen geben kann, in denen wissenschaftliche Erkenntnisse dem eigenen Erfahrungswissen entgegenstehen.

Transparenz macht den Unterschied

Uns ist es wichtig, diese Situationen zu benennen und transparent zu sein, was die Ergebnisse sowohl wissenschaftlicher Studien als auch das Erfahrungswissen der Nutzerinnen und Nutzer angeht. Um souveräne Kaufentscheidungen treffen zu können, brauchen wir viel Sachkenntnis, Zeit und Geduld. Um diesen Prozess zu beschleunigen, haben wir als Hersteller uns für maximale Transparenz und Aufklärungsarbeit entschieden.

Da auch wir ab Ende des Jahres unsere Produkte selbst zertifizieren und im eigenen Labor Tests und Untersuchungen durchführen dürfen, ist es uns ein besonderes Anliegen, unseren Kunden Einsicht in unsere Arbeitsprozesse zu gewähren. Das möchten wir auch zukünftig mit großer Sorgfalt tun, um Vertrauen in uns und unsere Produkte aufzubauen.

The fields marked with * are required.