Während bei vielen bewussten Konsumenten das Interesse an einer biologisch-organischen Ernährung inzwischen sehr groß ist, fehlt dieses Bewusstsein in anderen Bereichen des täglichen Lebens noch fast vollständig.
Wusstest du, dass deine Luftmatratze, die Konservendose in deinem Vorratsregal und die Körpercreme, die du nach dem Duschen verwendest, womöglich eine unschöne Gemeinsamkeit haben? Sie alle enthalten chemische Inhaltsstoffe, die einen nachhaltig negativen Effekt auf unseren Körper und unsere Gesundheit haben können und oft nicht einmal auf der Verpackung als solche deklariert sind. Im Falle der Luftmatratze sind dies z.B. Weichmacher[1], in der Beschichtung der Konservendose Bisphenol A und in der Körpercreme Parabene.
Diese Chemikalien, die nicht nur in unseren Kosmetik- und Körperpflegeprodukten, sondern auch in vielen anderen Alltagsgegenständen Verwendung finden, können wie Hormone wirken und damit einen großen Einfluss auf unser Hormonsystem haben.
Was sind hormonelle Schadstoffe & wie wirken sie?
Viele synthetisch hergestellte Chemikalien, wie z.B. die oben bereits genannten, können in das Hormonsystem eingreifen, das den gesamten Stoffwechsel des menschlichen Körpers steuert. Sie können dabei natürliche (Sexual-)Hormone imitieren oder auch blockieren, was unter anderem eine „Verweiblichung“ bei Männern (z.B. Ausbildung der männlichen Brust) oder „Vermännlichung“ bei Frauen (z.B. milder bis stark ausgeprägter Hirsutismus, also eine Behaarung, die dem männlichen Verteilungsmuster ähnelt, Periodenstörungen, etc.) zur Folge haben kann.
Für Kinder und Jugendliche sind solche hormonell wirksamen Chemikalien besonders gefährlich, da das Hormonsystem die körperliche und geistige Entwicklung steuert und in bestimmten sensiblen Wachstumsphasen, wie während der vorgeburtlichen Entwicklung oder der Pubertät, zu gravierenden Schäden führen können.
Bei Jungen und Männern werden sie unter anderem mit Missbildungen der Geschlechtsorgane, Hodenkrebs und geringerer Anzahl und Qualität der Spermien in Verbindung gebracht. Bei Mädchen und Frauen können sie zu verfrühter Pubertät führen und das Brustkrebsrisiko erhöhen.
Darüber hinaus wurden sie in der wissenschaftlichen Forschung als mögliche Ursache für eine Tendenz zu Allergien, Diabetes, Fettleibigkeit, Störungen der Gehirnentwicklung, Verhaltensauffälligkeiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weiteren Krebsarten identifiziert.
Auch gilt als erwiesen, dass sie bereits in sehr geringen Mengen schädlicher sein können als in hohen Konzentrationen, weshalb sie mit üblichen Testsystemen nicht zu bewerten sind. Die Ursache hierfür sind sogenannte Cocktaileffekte – bei denen hormonelle Schadstoffe in Kombination mit anderen Stoffen eine stärkere Wirkung entfalten.
Alltagsprodukte, die einen hormonellen Shitstorm auslösen können
Die Haut, als größtes Organ unseres Körpers, ist die Aufnahmequelle einer Vielzahl dieser hormonell wirksamen Chemikalien.
Den meisten Konsumenten – auch den bewussten und informierten – reicht eine gewöhnliche Seife zur täglichen Körperreinigung nicht aus. Sie verwenden Gesichts- und Körperpeelings, salben ihre Haut mit revitalisierenden Cremes und überdecken bzw. unterdrücken den eigenen Körpergeruch mit Deodorant und Parfüm. Hinzu kommen (v.a bei Frauen) vermehrt Sonnenschutzprodukte, dekorative Kosmetik, Nagellack (und Entferner) – eine nahezu endlose Liste von Kosmetik- und Pflegeprodukten, die in unserer täglichen Routine im Einsatz sind.
Aber nicht nur über die Haut, sondern auch durch viele andere Lebens- und Ernährungsgewohnheiten sowie durch die Atemluft kommen wir in Kontakt mit diesen Chemikalien. Im Folgenden eine kurze, sicher nicht vollständige, Übersicht der Dinge, die wir vielleicht gar nicht „auf dem Schirm“ haben, welche aber im Hinblick auf den Einfluss, den sie auf unser Hormonsystem haben können, einmal auf den Prüfstand gestellt werden sollten:
- Hormonelle Verhütung ( z.B. durch die Anti-Baby-Pille): kann zu einer nachhaltigen Veränderung und Störung des Hormonsystems führen
- Medikamente[2] (sowie Medikamentenrückstände im Trinkwasser): Kläranlagen können nur einen Teil der Spurenstoffe, sog. Mikroverunreinigungen/Mikroschadstoffe, zu denen Human- und Veterinärarzneimittelwirkstoffe, kosmetische Wirkstoffe, Industrie- und Haushaltschemikalien, Pestizide gehören, herausfiltern. Die Überreste versickern in Böden oder fließen in die Flüsse zurück und belasten damit die Umwelt.
- Haushaltsreiniger (auch Waschmittel)
- Duftkerzen/ Düfte
- Lebensmittelaufbewahrung aus Plastik (z.B. Wasserflaschen, Dosen)
- Kinderspielzeug aus Plastik
- Antihaftbeschichtete Küchenutensilien (v.a. Töpfe und Pfannen)
- Leitungswasser (zwar eines der am intensivsten kontrollierten Lebensmittel in Deutschland, jedoch Rückstände von Schwermetallen, Asbest, Pestiziden, Fungiziden, Kohlenstoffen, Mikroplastik, Bakterien, Hormonen, Medikamenten, Chlor etc.)
- Dosennahrung
- Konventionelles Fleisch /Milchprodukte (Antibiotikaeinsatz, Hormoneinsatz…)
- Nicht biologisch angebautes Gemüse (Düngemitteleinsatz)
- (Hoch-) Verarbeitete Nahrungsmittel /Fertignahrung
Alternativen und Lösungen, um die Hormonbelastung im Alltag zur reduzieren
Bewusste Konsumenten sollten die Produkte, die sie konsumieren, genau unter die Lupe nehmen und bevorzugt auf bio-organisch angebaute Lebensmittel setzen. Auch der Kauf eines Trinkwasserfilters ist ratsam – ganz nach dem Motto: Kauf einen Filter oder sei selbst der Filter!
Im Bereich Kosmetik hilft ein gewissenhafter Blick auf die Inhaltsstoffe der verwendeten Produkte. Es gibt mittlerweile einige Check Apps und Webseiten, mit deren Hilfe man seine Produkte bequem auf schädliche Inhaltstoffe hin überprüfen kann. Solche sind z.B. ToxFox oder auch CodeCheck, zwei Apps, mit denen man nicht nur Kosmetik, sondern auch Lebensmittel und andere Alltagsprodukte (z.B. Haushaltsreiniger und Kinderspielzeug) überprüfen kann. Hier haben wir euch einen umfangreichen Kosmetik Check vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland verlinkt, mit dem ihr euren eigenen „Hormoncocktail im Badezimmer“ einmal überprüfen könnt. Garantiert frei von hormonell wirksamen Chemikalien ist dagegen zertifizierte Naturkosmetik, da sich solche Hersteller im Rahmen der Zertifizierung dazu verpflichten.
Auch bei Haushaltsreinigern gibt es zahlreiche natürliche und dennoch hochwirksame Alternativen, die wir zukünftig gerne einmal für euch in den Blick nehmen möchten.
Schreibt uns doch dazu in die Kommentare, in welchen Bereichen eures Alltags ihr euch solche „natürlichen“ Alternativen wünschen würdet, damit wir dahingehend recherchieren und in den kommenden Blogposts darauf eingehen können. Vielen Dank euch schon im Voraus!
[1] Zusätze welche bewirken, dass Stoffe weicher, flexibler, geschmeidiger und elastischer sind